Mein Jahr mit Eva Herman/Das Ende einer TV-Moderatorin

September 10, 2007

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Es war wohl im September 1995, als ich Eva Herman zum ersten Mal begegnet bin. „Hallo, ich bin der neue Student!“, sagte ich schüchtern.“Hallo neuer Student!“ antwortete Miss Tagesschau Eva Herman, mich dabei interessiert musternd, während ich vor ihrem Schreibtisch stand. Ich kannte sie natürlich vom Bildschirm, die Tagesschausprecherin, einer der blonden Damen , neben Dagmar Berghoff, Ellen Arnhold und Susan Stahnke, die allabendlich einem Millionenpublikum, Punkt 20 :00 Uhr ,die Nachrichten aus aller Welt präsentierten, in der Sendung „Die Tagesschau“, damals noch das mediale Flaggschiff des Öffentlich-Rechtlichen Fernsehens.  

Durch Beziehungen hatte ich einen dieser begehrten Studentenjobs beim NDR ergattert. In der Redaktion Aktuelles und Zeitgeschehen, der Fernsehsendung DAS.Die Sendung lief damals, wenn mich meine Erinnerung nicht trübt, von 18:30-1915. Ein rotes Sofa war mitten im Studio aufgebaut, von wo aus die jeweiligen Moderatoren, plus des jeweiligen „prominenten “ Gast des Abends, die Sendung gestalteten. Ich war als Redaktionsassistent eingestellt, der Job gefiel mir, war bisweilen stressig, aber niemals langweilig.Man nahm mich dort sehr offen auf,die jeweiligen Chefredakteure, CVD´s und freien, festfreien und festangestellten Mitarbeiter.Gelegentlich  betreute ich auch die prominenten Gäste, wenn die charmante studentische Kollegin Vera Altrock verhindet war, nahm diese in Empfang und begleitete sie in die Maske und  betreute diese bis Sendebeginn. DAS war eine Live-Sendung.Die Ulknudel Hella von Sinnen feilschte nach der Sendung, völlig humorlos, um eine höhere Gage.Gerhard Schröder, damals noch Ministerpräsident von Niedersachsen klopfte mir permanent auf die Schulter und sagte zu mir“Junger Mann, sie sind wohl noch nicht lange beim Fernsehen!“, nachdem ich vermerkt hatte, ihn 20 Minuten  später aus der Maske abzuholen um ihn ins Studio zu begleiten. „20 Minuten in der Maske sind viel zu kurz!“  Dieter Bohlen erkundigte sich bei mir ob ich singen oder tanzen könne, er wollte damals gerade eine neue Boyband produzieren. Später grüßte er dann immer ganz freundlich, wenn man sich bei Ausflügen im Nachtleben traf.   

 Ich lernte damals viel über die Mechanismen und Wirkungsweisen des Fernsehjournalismuns, über den Umgang mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, etc.und das Prominente auch nur mit Wasser kochen, bzw, auf der Toilette die Beine breit machen.Ich genoß die Diskussionen mit den zahlreichen Moderatoren, Redakteuren und Korrespondenten,mit dem Edel-Alt 68iger Lutz Mahlerwein, dem ARD-Auslandskorrespondenten in Peking, der gerade aus China zurückgekehrt war, dank des ARD-Rotationsprinzips und der sich nur schwer damit abfinden konnte, statt wie bisher über die KPC, den Aufstieg Pekings und den MAO-Kult, nun über die Eröffnung von Einkaufszentren in Hamburg-Harburg zu berichten.Lutz Mahlerwein kehrte dann später nach China zurück und war lange Zeit der Deutschland-Kommentator des Chinesischen Staatsfernsehens.

Aber zurück zu Eva Herman. Diese Dame fungierte schon damals als Paradiesvogel unter ihren Kollegen und Kolleginnen  und brachte ein Hauch von Glamour in die grauen Redaktionsräume. In Hamburg war sie ein Objekt der Lokalpaparrazis, ihre Skandale, ihre häufig wechselnden Liebhaber und Ehemänner sorgten für Gesprächsstoff und Artikel in der Boulevardpresse.Diverse Redakteure der Bild-Zeitung riefen regelmäßig an und ließen sich mit Eva Herman verbinden.Ihr aufwendiger Kleidungsstil, die teuersten Modelle der Edeldesigner, taten ein Übriges. Viele der weiblichen Redakteure, s aus dem akademischen Milieu der 68iger, Anhängerin des Eurokommunismus, von denen es im NDR nur so wimmelte,, zerissen sich regelmäßig das Maul, sobald Eva Hermann ihnen den Rücken gekehrt hatte.“Sieht aus wie ´ne Tussi!“,waren dabei noch die harmloseren Kommentare.Eva Herman war souverän, ich fand sie cool, auf betörende Art und Weise raffiniert. Wie sie sich in den Urlaub nach Südafrika verabschiedet hatte und wenig später die Meldung eintraf, sie habe sich dort mit dem jungen Redakteur Tom Ockers  http://de.wikipedia.org/wiki/Tom_Ockers  vermählt, dem Vater ihres Sohnes.

Eines Abends, es dürfte wohl der 2.Oktober 1995 gewesen sein, war Gregor Gysi zu Gast auf dem roten Sofa vorgesehen.Gysi befand sich an diesem Tag in Athen und sollte rechtzeitig zur Live-Sendung im Studio Hamburg eintreffen. 1 Stunde vor Sendebeginn, wurde die Redaktion von Panik erfasst. Vom Flughafen Fuhlsbüttel kam die Nachricht ,Gysi wäre dort nicht anzutreffen. Verzweifelt machten man sich auf die Suche nach einem Ersatzgast. Schließlich kam man auf Lea Rosh, heute als Initiatorin des Holokaust-Mahnmals in Berlin bekannt, damals Redakteurin beim NDR .  ”Mach bloß die Tür zu!”, so hieß es damals, wenn Lea Rosh an unserem Büro vorbeilief. Mir wurde die Aufgabe zugetragen Lea Rosh ins Studio zu begleiten. Dort angekommen, ich befand mich gerade mit Frau Rosh hinter der Studio-Kulisse, wurde Eva Hermann über ihren Ersatzgast informiert.”Oh nein, die Alte kann ich nicht ausstehen!”, sagte Herman laut und entrüstet . Lea Rosh entglitten die Gesichtszüge. In diesem Moment sprang die Tür zum Studio auf. Gregor Gysi kam herein, dränge die noch immer geschockte Lea Rosh beiseite und drückte mir seinen Mantel in die Hand. ”Herr Gysi, Sie schickt der Himmel!”, seufzte Herman. Lea Rosh zog verbittert davon, ich verfolgte die erste Hälfte der Sendung Live im Studio und begab mich später zurück an meinem Arbeitsplatz ,im 3. Stock ,um die per Telefon und Fax , E-Mails waren damals noch ein nahezu unbekanntes Kommunikationsinstrument,eintreffenden Zuschauerredaktionen abzufangen, abzuwehren und auszuwerten.

Kurz vor Sendeschluß, traf ein Fax ein. Ein verbitterte Zuschauer empörte sich über Gregor Gysi als Gast in der Sendung, ausgerechnet am Vorabend des Jahrestages . Er titulierte Gysi als Chef der  ”Mauermörder-Partei PDS und schrieb, wenn ich mich recht erinnere:”So etwas könne auch nur einer dämlichen Blondine wie Eva Herman einfallen!”, wobei er das Wort Blondine mit ie geschrieben hatte. Wie üblich traf Eva Herman nach Sendeschluß in der Redaktion ein. Sie fragte mich nach den heutigen Quote, bzw. den  Zuschauerredaktionen, ich zeigte ihr das betreffende Fax.Eva Herman begann zu grinsen, schnappte sich einen Stuhl, zückte ihren knallroten Lippenstift und schrieb irgendetwas auf das Fax.”Los Knipsos!”, so nannte sie mich damals aus bestimmten Gründen, “Los Knipsos, schicke dieses Fax bitte wieder an den Absender zurück!” Sie überreichte mir das Fax, wünschte lächelnd einen schönen Abend und verschwand. Ich schaute auf das Fax. Eva Herman hatte die zahlreichen Rechtschreibefehler mit ihrem Lippenstift makiert und am Ende folgenden Satz hinzugefügt:12 Fehler in 8 Zeilen. Von einer Blondine korrigiert. Mit freundlichen Grüßen. Eva Herman!”

Eva Herman steht vor dem Ende ihrer^bisherigen beruflichen Existenz. Der NDR , die ARD, hat ihr umgehend gekündigt.

Ich weiß nicht welcher Teufel Eva Herman geritten hat. Sie war routiniert genug die Fallstricke der öffentlichen Meinung, in dieser Republik, zu kennen. Fallstricke über die auch schon andere gestolpert sind. 

sind.ttp://www.welt.de/fernsehen/article1172146/Die_Tagesschau_ist_gefaehrlich_fuer_Blondinen.html

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,504723,00.html

http://www.stern.de/unterhaltung/tv/:Nach-NDR-Entlassung-Tietjen-Herman/597237.html

http://de.news.yahoo.com/ddp/20070910/ten-verlag-kritisiert-vorverurteilung-vo-e3d3a04_1.html

17 Responses to “Mein Jahr mit Eva Herman/Das Ende einer TV-Moderatorin”

  1. Nico Says:

    Lieber Ramon, (oder sollte ich sagen : lieber knipser 🙂

    genauso wie es unterschiedliche faschistische Systeme gegeben hat und immer noch gibt, (z.B. Portugal, Spanien, Italien,Argentinien ) genauso gab es doch wohl auch unterschiedliche kommunistische Systeme.

    Insofern müssten Sie doch auch die 120 Mill. Toten etwas relativieren.

    Und was Eva Herman betrifft:

    Gott sei Dank zieht sie sich mit ihren Tantiemen wenigstens für eine “ gewisse Anstandszeit “ aus den Medien zurück.

    Aber der deutsche “ Recylingprozess “ in den Medien ist und war bisher immer sehr kurz.

    Sicherlich gibt es zukünftig ein warmes Plätzchen für Kuchen-Eva.

    Vielleicht im Macho Fernsehen oder in der Mutti-am-Herd Talkshow 🙂

    P.S. Und lieber Ramon, wie war das eigentlich mit den orthographischen Fehlern 🙂

    http://www.doc-o-matic.de/webhelp/index.html?frmname=topic&frmfile=AH_WordprocessingSpellchecking.html

    P.S. Übrigens in Frankreich gibt es auch Kinderkrippen 🙂

    Aber die waren schon immer kommunistisch unterwandert 🙂

  2. ramonschack Says:

    Lieber Nico,

    ich möchte eigentlich gar nichts relativieren, weder die Opfer des Nationalsozialismus, noch des Kommunismus, noch des Christentums, des Islams, etc…
    Ja , die verschiedenen kommunistischen Regime, Hodscha in Afghanistan, Titoismus,Stalinismus, Maoismus..etc,

    Erstaunlich wir gut Sie Eva Herman inzwischen zu kennen glauben. Das letzte Mal wußten Sie nicht wer sie ist, oder?

  3. Nico Says:

    Lieber Ramon,

    kennen Sie nicht den Spruch:

    Wer ist Eva Herman???

    und wenn wir schon bei “ Aus “ Sprüchen sind:

    Die Hitlers kommen und gehen

    doch Deutschland bleibt bestehen

    von ???

    Und was „All about Eve“ betrifft.

    Leider ist es in Medien so, dass selbst in Blättern wie FTD oder in der “ Zeit “ man/frau nicht an E.H. vorbeikommt….und auch noch auf n-tv

    und spätestens am Airport wird man auch von E.H. publizistischer Meisterleistung verfolgt.

    Dennoch chapeau vor E.H. sie macht eine gute PR

    An der Uni hieß es publish or perish

    Was dem einen seine Verona Feldbusch, dass ist dem anderen seine Eva Herman.

    Wie schreiben Sie so treffend im Kommentar zu Jacques Soustelle:

    „Ein anschauliches Beispiel dafür, daß wir zwei Begriffe voneinander trennen müssen, die wir zu oft gleichsetzen:Technischen Fortschritt und den Stand der kulturellen Entwicklung.“

  4. Mike Seeger Says:

    Ich gehe davon aus, dass Frau Herman genau wusste, was sie tat. Vielleicht wollte sie (unelegant) aus Ihrem Vertrag aussteigen? „Es war nicht alles gut im Dritten Reich, zum Beispiel Adolf Hitler …“ soll sie gesagt haben. Das ist rethorisch so schlecht, dass es eigentlich als Satire zu werten ist. So dumm schätze ich die Dame nicht ein.
    Der Vorwurf der Spiegel-Autorin Thea Dorn (http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,504723,00.html), Eva Herman verstoße gar gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung in unserem Land, ist allerdings grotesk. Wenn das Gesagte Hermans Meinung ist, darf sie diese in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung auch äußern (Wer will hier wem einen Maulkorb verpassen?). Wie auch immer, einige (vielleicht 20 – 30%) der Frauen in unserem emanzipierten Land geben Frau Herman sicher Recht (ohne das öffentlich zu äußern; da müsste Frau sich ja schämen), und gäbe die emanzipatorisch gewachsene Verantwortung als selbst- und eigenständig denkende Frau wieder ab, um sich im Schoß der Familie um Mann und Kind zu kümmern (ist ja schließlich auch eine Verantwortung!). Gerade im ländlichen Bereich ist das eher die Regel, als die Außnahme.
    Um der Entrüstung vorzubeugen: Wir leben in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, und das ist einfach nur meine Meinung, die auf meinen Erfahrungen beruht (andere machen andere Erfahrungen). Missionieren möchte ich da niemanden, schon gar nicht die Frauen.

  5. ramonschack Says:

    Lieber Nico,

    da haben Sie sich aber gut aus der Affäre gerettet.

    -Von??
    Natürlich Stalin. Haben Sie noch mehr Quiz-Fragen auf Lager?Ich habe eine Schwäche für Rätselspiele.

    Stimmt Eva Hermann ist keine übermäßig gebildete Frau, sie ist aber Intelligent und verfügt über einen messerscharfen Verstand.
    Vielen Dank für Ihren Kommentar. Hoffe es geht Ihnen gut.
    Herzliche Grüße
    Ramon

  6. ramonschack Says:

    Lieber Mike,

    Deiner Einschätzung stimme ich zu.Vielleicht war Herman der eher mäßigen Bezahlung des NDR´s überdrüssig. Mäßig im Vergleich zu anderen Fernsehsendern.
    Susan Stahnke hat einige Jahre zuvor das gleiche versucht, dabei aber einen schrecklichen Schiffbruch erlitten.
    Wie dem auch sei, ich würde mir sicherlich kein Bein ausreißen um ein Buch von Eva Herman zu lesen. Mit ihr einen Kaffe trinken, das würde ich schon mal wieder, nach all den Jahren.Ach es sit ja schon so lange her..
    Herzliche Grüße
    Ramon

  7. Loreley Says:

    hi ramon

    die frage von nico:

    „P.S. Und lieber Ramon, wie war das eigentlich mit den orthographischen Fehlern?“

    steht leider noch unbeantwortet im raum.

    ich will ja nicht nörgeln, aber als berühmter journalist solltest du auch auf deinem blog ein wenig mehr sorgfalt walten lassen. 🙂

  8. PI-Jünger Says:

    Kerner baute Eva schon falsche Brücken, auf die sie gottseidank nicht hereingefallen ist. Es ist gut, daß Sie endlich eine echte Brücke zurück zu PI bauen (wenn auch auf dem Rücken von Eva Herman), bevor es gefährlich wird. Dann kann man auch über die Strafanzeigen nochmal reden.

  9. Horstmahler Says:

    Nichts da! Keine Gnade für Schack! Und wenn er noch so auf den Knien rutscht!

  10. Gähn Says:

    nix los hier.
    Gähn

  11. Gähn Says:

    Ach ja: Schack du bist ein Schleima.

  12. Keine Gnade Says:

    www. gah. vs. bw. schule. de/leb1800/straf.htm

  13. ichbinimmerich Says:

    Hallo Ramon, habe Dich in meiner blogroll verlinkt, hoffe, das ist ok für Dich?!

    Würde E.H. nicht mit Verona oder Susan Stahnke in einen Topf werfen wollen.

    Susan Stahnke ist für mich der Inbegriff von Blödheit, mir das Bild vor Augen zu führen, sie sprechen zu hören – da bekomme ich Plaque.
    E.H. habe ich bislang als intelligente Geschäftsfrau gesehen, seit ihrem ersten Buch bin ich da ins Wanken geraten. Sie, oder wer immer das Buch eigentlich geschrieben hat, hat ungemein schlecht recherchiert, falsch zitiert, Zusammenhänge ebenso aus dem Kontext gerissen und als Fakten ausgegeben, wie sie es jetzt der Presse vorwirft, mit ihrer Aussage zu tun.
    Verona ist brilliant und wahrhaftig eine knallharte Geschäftsfrau. Mit allen Wassern gewaschen und dabei immer ein engelsgleiches Lächeln zu ihrem Froschstimmchen.

  14. ramonschack Says:

    @ichbinimmerich,

    vielen Dank für die Verlinkung.

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